Das Relief Brasiliens gleicht – stark vereinfacht – einer Platte, die nach Nordwesten ins Amazonasgebiet hinein auf wenige Meter über Meereshöhe absinkt, sich gen Osten entsprechend in Gebirgsformationen erhebt, um dann in Küstennähe abrupt abzubrechen. So etwa beschrieb Claude Lévi-Strauss die Geographie Brasiliens in seinem Klassiker ‹Traurige Tropen‹ von 1955.
Brasilien erstreckt sich über sehr unterschiedliche Klimazonen: im Amazonasgebiet feuchttropisch, im Nordosten trockentropisch, im Zentral-Brasilien – der Cerrado – halbtrockenes und im südlichen Landesteil subtropisch. Der größte Teil des Landes liegt zwischen dem Äquator und dem südlichen Wendekreis (zwischen Amazonasmündung und São Paulo).
Diese unterschiedlichen Klimazonen prägen das Land stark und bewirken eine Vielfältigkeit der Fauna und Flora, der Menschen, ihrer Lebenswelt und Ressourcen.
Amazonasgebiet
Das Amazonasgebiet wird in Brasilien – im Gegensatz zum Ausland – nicht nur den Themen Abholzung, Biodiversität und Indianerschutz zugeordnet. In der Vergangenheit stand die infrastrukturelle Erschließung dieses Gebietes im Vordergrund, wobei das Prestigeprojekt die Transamazonica-Straße war.
Aber auch heute noch sieht Brasilien in erster Linie die Möglichkeiten einer nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung der verschiedenen Reichtümer der Region für die Entwicklung des Landes. Dabei sind verschiedene Interessen zu berücksichtigen: Die im Amazonasgebiet wohnende, arbeitende und wählende Bevölkerung (ca. 20 Mio. Bürger), die Bergwerksgesellschaften, welche die vorhandenen Bodenschätze in extensivem Tagebau abbauen und die Agrarunternehmen, welche die Expansion der brasilianischen Landwirtschaft anstreben. Außerdem werden Staudämme gebaut, die Energie für die brasilianischen Konzerne und Städte liefern sollen. Brasilien versucht dabei vieles zu unternehmen, um den Wald mit all seinen wichtigen Funktionen zu schützen. Trotzdem gibt es noch viele Herausforderungen. Der Kern des Problems ist dabei vor allem die Auseinandersetzung zwischen wirtschaftlichen Interessen und unterschiedlichen Vorstellungen von nachhaltiger Entwicklung zu vereinen.
Regionen, Fläche, Bevölkerung
Die Brasilianer selbst haben das Land in fünf Großregionen zusammengefasst: den Norden, den Nordosten, den Südosten, den Süden und den Zentralwesten. Diese wiederum unterteilen sich in einen Bundesdistrikt, der die Hauptstadt Brasília umfasst, und 26 Bundesstaaten, die nicht nur geographisch, sondern ebenso wirtschaftlich, sozial und kulturell große Verschiedenheiten aufweisen.
Diese entsprechen zum Teil der naturräumlichen Gliederung Brasiliens, sind aber auch kulturgeschichtlich sehr unterschiedlich. Die Erschließung, Eroberung, Besiedlung und Kultivierung dieser Großregionen erfolgte in unterschiedlichen Zeitphasen und zu verschiedenen historischen Bedingungen.
Der Nord- und Südosten sind die historisch ältesten und bis heute bevölkerungsstärksten Regionen Brasiliens. Etwa 70% der Bevölkerung leben in diesen beiden Regionen, die nur knapp 30% des Territoriums ausmachen. Die Besiedlung des Südens, des Mittelwestens und des Nordens ist jüngeren Datums. Im Mittelwesten und Norden, zusammen knapp 2/3 der Fläche Brasiliens, leben nur 14% der Bevölkerung.
In den letzten hundert Jahren hat sich die Bevölkerung Brasiliens praktisch verzehnfacht. In rasantem Tempo stieg sie von 17,4 Mio (1900) auf 195 Mio (Volkszählung 2010) an. Die demographische Wachstumskurve, die Mitte des 20. Jahrhunderts steil nach oben zeigte, ist inzwischen deutlich abgeflacht. Im letzten Jahrzehnt nahm die Bevölkerung immerhin noch um 15% zu.
Etwa die Hälfte der offiziell auf ca. 900.000 (2010) bezifferten Indianer Brasiliens leben im Norden. Auch wenn sie heute landesweit nur noch einen verschwindend geringen Bevölkerungsanteil ausmachen haben sie doch zahlreiche Spuren in der brasilianischen Kultur hinterlassen.
Der Autor der Landesinfo von Brasilien Odair Hansen Figueira, Sozialwissenschaftler M. A., geboren 1974 in Brasilien. Studium Universität Köln, Mitarbeiter bei der Deutschen Welle. Die GIZ wurde informiert, dass wir auf touristischen Webseiten die Inhalte übernehmen. Wir freuen uns über Anregungen und Bildmaterial.